Sonntag, 4. November 2012

Die Arbeit mit dem Tod & der Kartoffel

Nachdem wir unseren Van nun abgeben mussten, hieß es also ab ins Hostelleben. In Cairns entschieden wir uns für das Global City Backpackers oder wie das Ding auch immer hieß. Im Inneren ähnelte es einem Gefängnis, aber es war trotzdem sehr angenehm dort. Zudem lag es direkt gegenüber der Lagune, die nötig ist, da es wie auch in vielen anderen Orten Australiens, die am Meer liegen, keinen richtigen Strand gibt (zumindest keinen, der per Fuß zu erreichen wäre). Die Stadt an sich ist schön und zu vergleichen mit Jena, von der Einwohnerzahl her zumindest. Tourismus & Party sind die Hauptmerkmale der Stadt. Demzufolge gab es auch viele Jobs á la Kellner, Tellerwäscher, Barkeeper und sowas halt alles, welche man aber in 95% der Fälle nur mit vorheriger Arbeitserfahrung bekommt, also schwer für uns frisch gebackene Abiturienten ohne große Job experience. Demzufolge wurde es eine lange, schwere und letztendlich erfolglose Jobsuche für uns.

Nach ein paar Tagen realisierten wir dann, dass ein Working Hostel, ein Hostel, welches dir Farm-Jobs vermittelt und dich zu den jeweiligen Farmen fährt, die letzte Alternative ist. Seit gut einer Woche befinden wir uns nun in Atherton, 80km westlich von Cairns, also quasi Richtung Outback. Von Anfang an hatten wir kein gutes Gefühl bei der Sache, weil die Bewertungen des Hostels im Internet in einer Spanne von "dreckiges Rattenloch mit Bed Bugs" bis zu "die reinste Abzocke" lagen. Aber naja, der nette Besitzer am Telefon versicherte uns, dass wir am nächsten Tag einen Job hätten. Deshalb packten wir innerhalb von 2h unsere Sachen in Cairns zusammen, besorgten uns Bustickets und kündigten unseren "Working for Accomodation" (selbstredend) Job im Hostel und machten uns auf Richtung Atherton. Dort angekommen, ca. 20 Uhr, sagte uns der reizende Jin dass wir ja leeeeeider zu spät seien und er uns deshalb keinen Job mehr geben könne für morgen. Achja, wer hat uns nochmal gesagt, WANN wir mit dem Bus kommen könnten? Stimmt, Jin. Naja, jedenfalls haben wir kein Bett im Hostel bekommen, weil das voll ist. Stattdessen sind wir 2 Blocks weiter in einem Hostel-Hotel untergekommen - und hatten damit endlich mal Glück. Währrend das eigentliche Hostel sehr dreckig sein soll (according to Franz/Marie/Eni), ist unser Hostel recht gemütlich, zumal wir ein Doppelzimmer bekommen haben, und vor allem sauber. Echt cool. 2 Tage später hatte ich dann endlich einen Job auf einer Mango- und Litschiefarm, wo ich zusammen mit 2-3 anderen Litschiebäume covern musste, also mit Netzen umspannen. Das war echt anstrengend. Am nächsten Tag dann zunächst der selbe Spaß und die restlichen ca. 5 Stunden hieß es dann "dead wood" von den Mangobäumen absägen. Das war eigentlich ganz witzig. ABER...ich weiß nicht was es war, aber die wahrscheinlichste Theorie ist: ich habe eine Mangoallergie (was übrigens nicht selten ist). Mein eines Auge wurde nämlich zur Orange und meine Nase zu den Niagarafällen. Hab mich dann irgendwie durchgekämpft, weil das Auge echt sehr geschmerzt hat, und war dann froh wieder zu Hause zu sein, auch wenn ich aussah wie ein Zombie. Der Job war erledigt und nun hieß es wieder warten auf den nächsten. Der kam direkt am nächsten Tag. Währrend Adri immernoch auf ihren ersten Arbeitstag wartete, musste ich zum dritten mal früh um 5 raus. Da mir nur der Name der Farm bekannt war und ich nicht wusste, welche Art Frucht mich da erwarten würde, habe ich's mal durch Google gejagt und Mango dabei herausbekommen. Super. Also nochn Tag Resident Evil spielen. Wie sich dann aber der Fahrt dahin herausstellte, war es doch keine Mangofarm, nein, viel besser, eine Bananenfarm. Ich hatte plötzlich panische Ängste, da Banane neben den Pumpkins das schlimmste ist, was man kriegen kann. Meine Aufgabe bestand darin, die Bananenbäume, die auf einer kleinen abgegrenzten Fläche wachsen, von x Bäumen auf 1-3 Bäume zu minimieren. Manchmal hat man Glück und da stehen nur 6 Bäume, aber manchmal stehen halt auch 20 da in allen möglichen Größen (von 20cm bis 4 Meter mit natürlich verschiedenen Stammdicken). Diese musste ich dann mit nem Spaten abhacken, aber nicht etwa irgendwo, sondern ganz unten, am besten mit Wurzel umkloppen. Die rausgehackten Bäume musste man dann auf den Weg schmeißen, was eigentlich mit das nervigste daran war. Zudem waren es ungefähr eine Millarde Grad in der Sonne, ich habe noch nie in meinem Leben so geschwitzt. Und es war natürlich anstrengend wie Sau. Der Farmer ist ein netter Typ, aber streng und hart zugleich, was sehr gut ist. Er hat uns eingewiesen und uns gezeigt wie es geht. Dann hat er gesagt tschau ich hol ich dann zum Lunch ab und ist gegangen. Ein paar Minuten später kam er wieder und meinte: "achja, ich hab euch was vergessen zu sagen. Wir haben hier in den Bananenfeldern 2 Schlangenarten. Einmal die King Brown, und einmal den Inlandtaipan, die giftigste Schlange der Welt. Also, wenn ihr gebissen werdet, setzt euch auf den Boden und sagt eurem Kollegen bescheid (mein Kollege ist der Marvin, auch n Deutscher ;) ) und rennt nicht rum, sonst seid ihr in 10 Minuten tot." Dabei lachte er herzlich. Ehm. Danke, dass du uns das auch schon sagst alter :D Also wenn mal kein Eintrag mehr von mir kommt...:D Ich persönlich habe keine Probleme mit Schlangen, gar keine. Aber es wimmelt auf den Feldern ebenso von Spinnen...oh mann. Wo ich anfing mit arbeiten dachte ich mir nur "nie wieder, ich kündige direkt heute abend". Die ganzen Spinnen und Viechher. Keine Ahnung ob die Spinnen auch noch giftig sind...für mich sind eh alle Spinnen pures Gift. Aber ich muss sagen, in all dem Schweiß und in all der Anstrengung vergisst man das schnell und arbeitet einfach. Nach ner Stunde hatte ich mich daran gewöhnt und es relativierte sich alles. Wenn ich irgendwas reudiges gesehen habe, hab ich einfach mit nem Spaten draufgekloppt. Außer auf die Mutantenfrösche, das wäre ne Sauerei geworden. Am Ende des Tages war ich komplett fertig und hatte auch bis heute Muskelkater. Aber immerhin: in den letzten Wochen waren oft andere Kerle auf der Farm für diese Arbeit, die direkt nach einem oder nem halben Tag wieder rausgehauen wurden, weil sie zu langsam waren und es zu anstrengend für sie war. Und mir und Marvin unterbereitete der Farmer das Angebot, es nächste Woche probieren zu dürfen, wenn wir uns das zutrauen. Ein bisschen stolz machte mich das schon, zumal ich jetzt nicht grade der Atze bin :P Ab morgen geht's dann also wieder zu meinen Schlangen, Spinnen und den Bananen! Ich hab mir als Ziel gesetzt, eine ganze Woche durchzuhalten. Wenn ich das packe, bin ich mir sicher, schaffe ich auch weitere. Ist ja immerhin ne super Arbeit für mich: man kriegt Bums, ich nehm bissl ab, werde fitter und vor allem mache ich was gegen meine Spinnenphobie :D Außerdem darf man rumhacken wie ein Bekloppter, haha. Das einzige was mich daran ärgert ist eigentlich, dass es physisch eine der schwersten Arbeiten ist, die man kriegen kann auf den australischen Farmen und dennoch fast gleich bezahlt wird wie alle andere Kackjobs. Aber sei es drum, hauptsache nen Fulltime-Job und es bringt halt auch was. Und nervig sind auch die Abholzeiten von unserem abzockenden Kack Hostel. Ich musste bisher nach jedem Arbeitstag 1-2 Stunden nach Beendigung meiner Arbeit auf den kack Bus warten, der mich zurück nach Atherton bringt. Zudem ist die Farm ca. ne Stunde von zu Hause weg. Das heißt mein Tag beginnt um 6 Uhr früh bei Abfahrt des Busses und endet 18 Uhr, wenn ich wieder im Hostel bin. Hart, aber hoffentlich lohnt es sich!

Nun zu Adri. Am Samstag hatte sie dann eeeeendlich mal Arbeit, und zwar auf ner Kartoffelfarm :D Sie steht eigentlich den ganzen Tag auf nem Harvester vor einem Laufband mit ein paar anderen Arbeitern und sortiert schlechte Kartoffeln und fette Erdklumpen aus. Aussortieren heißt in dem Fall, alles schlechte vom fahrenden Traktor nach hinten zurück aufs Feld werfen. Klingt eigentlich ganz witzig. Noch witziger war, als sie abends dann nach Hause kam. Als sich die Zimmertür öffnete, dachte ich erst, mich will ein Aborigines ausrauben. Aber dann erkannte ich Adri hinter der 5cm schwarzen Dreckschicht überall auf ihrem Körper. Sie kann ihren Job auch vorerst behalten, aber wahrscheinlich geht der nur noch 2-3 Tage vorerst, da Potato-Farmen bei weitem nicht so viel zu tun haben wie andere. Aber mal sehen, was sich in den nächsten Wochen sonst noch so ergibt!
Haben für das Wochenende schon einige attraktive Orte herausgesucht, die es sich lohnen würde, zu besuchen. Außerdem gibt es am 14. November eine totale Sonnenfinsternis, und das ausgerechnet genau da, wo wir sind. Wie bestellt! Dass diese verdammt selten sind, muss ich glaube keinem erklären.

Unser Plan ist jetzt aber erstmal, bis Ende Dezember hier zu bleiben. Weihnachten soll am Strand gefeiert werden :) und für Sylvester gibt es ja in Australien eigentlich nur eine Alternative...

Liebe Grüße, Andi & Adri

1 Kommentar:

  1. You made my day. Andi steht auf'm Feld und kloppt auf`s Viehzeug ein. Ich könnte feiern... :-)

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