Sonntag, 26. Mai 2013

Das war's

Nach den 3 letzten wundervollen Wochen in Down Under kam dann schließlich der Tag, vor dem wir uns so gefürchtet haben. Am Mittwoch, dem 23.5., genau 9 Monate nachdem wir das größte Abenteuer unseres Lebens angetreten haben, war es dann schließlich soweit. Der Antritt der Rückreise war wohl definitiv einer der schwierigsten Gänge in unserer Zeit im Land der Sonne. Die Freude auf Deutschland war so groß wie die Freude der BVB-Fans nach dem CL-Finale.

Nach all dem was wir erlebt und gesehen haben, was wir durchgemacht und kennengelernt haben, nach allen lebensprägenden Erfahrungen die wir gesammelt haben, nach allen Orten die wir besucht haben, sollte jetzt alles so abrupt enden. Das war und ist nachwievor nicht leicht zu verdauen! Egal was in unserem Leben noch kommt, ein Abenteuer mit diesem Ausmaß werden wir nie wieder erleben. Unsere Reise begann in Brisbane mit einem Monat Arbeit und der damit verbundenen Einführung in die Lebensweise der Australier, "easy living", die von Anfang an ansprach und begeisterte. Weiter ging es auf eine einmonatige Reise mit den Highlights der Ostküste des Kontinents, vom östlichsten Punkt des Festlandes, Byron Bay, über wunderschöne Küstenlinien á la Noosa, Rainbow Beach über die größte Sandinsel der Welt, Fraser Island, weiterführend zu den Whitsunday Islands mit dem weltberühmten Whitehaven Beach, endend im Great Barrier Reef, wohl einem der schönsten Orte des gesamten Planeten. Darauf folgten 4 Monate harter Farmarbeit im tropischen Far North Queensland bei Sonne und 40 Grad auf Obstplantagen mit Bananen, Limetten, Zitronen, Avocados, Mangos und und und, wo wir durch ein extremes Sparprogramm genug Geld zusammen hatten, um nach Planänderung doch 3 Monate länger als geplant im Land Down Under zu verweilen. Über die Weltstadt Sydney mit dem Opera House und der Harbour Bridge ging es mit unserem ersten Auto Richtung Melbourne, einer der geilsten Städte der Welt, nach einem kurzen Zwischenstop in der unwürdigen Hauptstadt Canberra. Auf die Koala-Hochburg Great Ocean Road mit den 12 Apostels folgte nach einem Trip auf Kangaroo Island die Große Australische Bucht, welche sich entlang an der Südküste erstreckt und uns quer durch die Nullarbor-Ebene führte, unsere erste Outback Erfahrung. Nach über 2000km im Nichts waren wir in Esperance im Paradies angekommen mit den weißesten Strände Australiens und Kangaroos am Strand. Über den Wave Rock ging es weiter in die Metropole des Westens, Perth, von welcher aus wir Richtung Pinnacles, Hamilton Pool mit den Ursprung der Menschheit und Exmouth die Westküste hochfuhren, wo mit dem Ningaloo Reef einer der spannendsten Orte der Reise auf uns warteten sollte. Nach dem Schwimmen mit dem größten Fisch im Ozean, dem Walhai, war der Karijini National Park mit spektakulären Wanderwegen ein Highlight des Westens, von welchem aus wir wiederum durch die Wüste fuhren um in Broome mit dem berühmten Cable Beach einen Zwischenstop einzulegen, um schließlich im Nordwesten Richtung Darwin ganz oben im Norden zu fahren. Das mit Wasserfällen durchzogene Gebiet verließen wir wiederum für das Wahrzeichen Australiens, dem Uluru inkl. Kata Tjuta, dem nicht ganz so berühmten aber extrem beeindruckenden Nachbarn im berüchtigten Roten Zentrum Australiens, weiterführend über die Opal-Welthauptstadt Cooper Pedy quer durch die Mitte des Kontinents um letztendlich in Port Lincoln mit Großen Weißen Haien zu tauchen, das letzte neue Highlight dieser unfassbaren Reise. Nach einer herausragenden Woche in Melbourne schloss sich der Kreis dann in Sydney, dem Start und Ende des 2-monatigen Trips.

Das was sich als kurzer Reiseplan in einer A4-Seite beschreiben lässt, würde ein ganzes Buch mit erlebten Erfahrungen und Eindrücken füllen. Ein unfassbares Erlebnis, von welchem man sich nur schwer lösen kann, welches eigentlich nie enden sollte. Australien ist wohl eines der schönsten Länder der Welt, nicht nur wegen der einzigartigen Natur mit all den Tieren und Landschaften, aber auch wegen den unglaublich netten und hilfsbereiten Australiern, den geilen Städten und den Menschen aus allen Kulturen der Erde. Wir vermissen dieses Land jetzt schon so sehr, dass wir am liebsten direkt wieder zurück wollen. Eigenartig, wie scheiße einem Deutschland nach der Zeit in Australien vorkommt. Familie und Freunde, auf die wir uns schon lange gefreut haben, sind ernsthaft der einzige Lichtblick in der jetzigen Zeit unmittelbar nach der Rückkehr. Das Umgewöhnen wird wohl noch ewig dauern, wer hätte das gedacht! Eines steht jedoch fest: wir werden definitiv zurückkehren nach Australien! Speziell für mich war es ein Kindheitstraum nach Australien zu kommen. Ich hätte mir aber definitiv nie erträumt, dass er ersten so schnell und zweitens in diesem Ausmaß wahr wird. Zu geil!

Wir wollen die Chance hier noch nutzen, um uns bei denen zu bedanken, die uns die Reise ermöglicht haben, die sich für uns interessiert haben, die die Reise zu etwas Besonderem gemacht haben und die unseren Blog gelesen haben!!! Wir hoffen er hat euch die ein oder andere Langeweile vertrieben oder einfach nur amüsiert.

Es bleibt noch zu sagen, dass wir allen ein solches Abenteuer empfehlen würden, egal ob es nun Australien ist oder ein anderes Land. Aber es ist es definitiv wert, mal mehr als Deutschland zu sehen! Und speziell jeder der vorhat nach Australien zu fliegen, kann sich gerne an uns richten um nützliche Tipps zu erhalten oder sich einfach über irgendwas zu erkundigen. Nur Mut! ;)

Au revoir!
Andi & Adri

Freitag, 10. Mai 2013

Cage Diving mit Großen Weißen Haien

Nach 3 Tagen Warten in Port Lincoln war es dann endlich soweit.

Nach vielen Überlegungen, ob es das hart ersparte Geld wert ist, ob es nicht klüger wäre das Geld aufzuheben, ob es vielleicht zu gefährlich ist. All das war vergessen. Wir hatten endlich die Tour gebucht und es konnte losgehen. Die pure Vorfreude bestimmte nun unsere Gefühlslage! Die Aufregung vom Abend davor brauch ich sicherlich nicht detailliert beschreiben. Doch sie steigerte sich, je näher das Ereignis rückte! Schnell noch ein paar Videos auf youtube reingezogen von anderen Cage Divers, die sich dasselbe antaten wie wir. Und natürlich auch die beiden, wo der Hai direkt in die Käfig-Lücke reinsteuert, um im Käfig nach Frischfleisch zu jagen. Ebenso die Artikel im Web über die kürzlich Verunglückten in Südafrika. 19 Mann an Bord, Boot kippt um, 3 Tote. Todesursache? Ertrunken, puh, immerhin nicht vom Hai zerfleischt. Man möge sich mal vorstellen, dass das Boot am Ankerplatz umkippt. Aber sowas passiert doch in Australien nicht, richtig? Oder? Zur Beruhigung schnell nochmal die GoPro-camera Werbung angeschaut, wo Ocean Ramsey mit einem Großen Weißen Hai schwimmt, den sogar streichelt und sich an der Rückenflosse festhält. Verrückt, die Alte!

5:40 Uhr klingelte der Wecker, 6:20 Uhr war Abfahrt. Nach einigen Verzögerungen und "Ein-Checken" am Boot ging es dann kurz nach 7 Uhr los, auf die tobende See. Ja, das war sie wirklich. Die Tour muss eigentlich kurz vorm Abbruch gestanden haben, alles andere könnte ich mir nicht erklären. Jedenfalls war es das Gefühl, was uns umgab, wenn wir links aus dem Fenster schauten und nur Himmel sahen, dann rechts aus dem Fenster schauten und ausschließlich Meer sahen, dann zum Boothintern blickten und realisierten: dieses verdammte Boot wird gleich umkippen, so wie in Südafrika! Ertrinken ist ziemlich unwahrscheinlich, wir sind geübte und gute Schwimmer. Bleibt nur noch ein Abgang: wir werden vom Hai gefressen. Sprich: wir haben unser letztes Geld zusammengekratzt für ein Deluxe-Abkratzen. Na super!

Doch irgendwie haben wir es dann nach über 3h Fahrt doch zum Ankerplatz geschafft. Ich konnte also vorerst meine Schwimmflügel wieder abnehmen und den blutigen Fleischköder von Adris Hintern entfernen.
Kaum hatte das Boot angelegt, sah man im Wasser auch schon die ersten 2 Schatten. Gott sei Dank nicht umsonst Geld rausgehauen, dachten wir uns nur. Weil, wie die Betreiberwebsite auch schon verraten hat, es gibt beim Buisness mit der wilden Natur natürlich keinerlei Garantien. Der Crew fiel es schwer, die Aufmerksamkeit auf ihre Einweisungen in Sachen 'Tauchen im Käfig' zu lenken, während im kalten Wasser die Hauptdarsteller bereits ihre Kreise um das Boot zogen.

Die Passagiere wurden in 6 Gruppen á 6 Menschen eingeteilt. Adri & ich waren in Gruppe 4. Na toll, das sind die ja gar nicht mehr hungrig, wenn wir im Wasser sind...und wahrscheinlich sinse dann auch schon weg!

Die erste Gruppe machte sich bereit und stieg in den Käfig. Nun konnten alle anderen sehen, nach welchem Prinzip die ganze Sache abläuft. Zunächst wird via Knopf eine Suppe aus Blut und Fisch und irgend ner braunen Soße durch eine verschließbare Öffnung an der Bootsseite ins Wasser gelassen, um die Haie anzulocken. Das wird so ca. alle 20 Minuten gemacht. Sind die Haie da, wirft einer (2) der Crew-Members einen an einer Schnur befestigten Köder ins Wasser, in diesem Fall Tunfisch-Magen. Kommt der Hai auf ihn zugeschwommen, zieht er ihn kurz bevor der Hai des Köder im Maul hat weg, Richtung Käfig und dann raus, sodass der Hai schön mit offenem Maul auf Käfig und Boot zustürmt. Super Show! Es kamen immer mehr Haie, sie kamen und gingen eigentlich ständig. Manche waren monströs, bis zu 6m, andere musste man schon als klein bezeichnen, was angesichts der Größe von immerhin noch ca 3m fast schon lächerlich erscheint.

Gruppe drei war bereits mehrere Minuten im Wasser und endlich durften wir uns fertig machen. Alle bekamen Maske, Taucheranzug und Tauchschuhe. Nachdem ein Engländer aus unserer Gruppe seinen Anzug fertig angezogen hatte, sagte ihm dann endlich ein Crew-Mitglied, dass er ihn linksrum angezogen hatte. Der Klassiker. Dämlicher Brite dachte ich mir nur und lachte mir ins Fäustchen.

Als der Typ dann aber auch mich nur angrinste und ich an mir runterblickte, verstummte mein innerliches Lachen. Karma!

Adri war die erste, die reinging. Dann irgend son Typ, dann ich. Das Wasser war echt verdammt kalt, sehr kalt, um die 18-20 Grad. Das Runtersteigen auf der Leiter wurde durch die 15kg erleichtert, die man wie ein Rucksack umhängen hatte. Wäre durch die 50 Kilo Chips und Kekse auch kein Ding gewesen, die ich im Bauch verankert hatte. Während Adri noch etwas Schwierigkeiten mit der o2-Zufuhr hatte, begab ich mich sofort auf die Suche nach den Haien. Und wirklich lange warten mussten wir nicht! Bevor man sich richtig einrichten konnte, schwommen mehrere Haie direkt am Käfig vorbei und beobachteten uns. Die richtige Action musste ebenfalls nicht lange auf sich warten lassen: die Haie jagten die von der Crew reingeworfenen Köder. Adri drehte sich kurz zu mir und unsere Blicke trafen sich, bevor sich Adri wieder umdrehte und ich einen tollen Blick auf das Geschehnisse in ihrer Ecke hatte. Denn genau als sie sich umdrehte, rammte ein Hai mit offenem Maul direkt vor ihrem Gesicht in den Käfig rein :D Herrliches Bild, wie sie erst zusammenzuckte und dann direkt wieder zu mir blickte, wobei ihre Augen diesmal ca. 3x so groß waren wie vorher. Ich hatte derweil etwas Probleme mit dem Atemgerät, da ich herzhaft zu lachen anfangen musste.

Im Folgenden bekamen wir eine gute Show geboten, die Haie schwammen sehr langsam, manchmal extrem schnell und nach dem Köder schnappend, an uns vorbei. Gelegentlich rammten sie den Käfig, mit der Schnauze oder auch mit der kräftigen Schwanzflosse. Später knallte auch direkt vor meinem Gesicht ein Hai in den Käfig, der war echt riesig! War sicher "Kinky", 5 1/2m lang. Sie wurden zunehmend aggressiver, zumindest einige von ihnen. Jedoch allgemein waren sie nicht einmal ansatzweise so aggressiv, wie man denkt. Haie sind keine menschenfressenden Killermaschinen, wie alle Idioten denken. Es sind atemberaubende Kreaturen, die so elegant durch das Wasser gleiten wie kaum ein anderes Tier. Durch den Aufbau ihrer äußeren "Haut" schleichen sie so leise durch das Wasser, dass man sie gar nicht hört oder wahrnimmt, bevor sie direkt vor einem sind. Unfassbar und unvergesslich, wie auf einmal ein 6 Meter langer Weißer Hai direkt vor einem ist, nichtmal 30cm von deinem Körper entfernt, ganz plötzlich, obwohl er so langsam durch das Wasser gleitet - als ob der aus dem Nichts kommen würde. Und du kannst ihn direkt in die Augen schauen. Komischerweise erfüllt es einen weder mit Angst noch mit irgendwelchen anderen schlechten, negativen Gefühlen. Man ist dankbar für die Chance, ein solches Lebewesen hautnah erleben zu dürfen. Man will es fast streicheln, so knuffig grinst es dich an. Keine Aggressivität ist zu sehen, kein Blutrausch, gar nichts. Nur ein paar neugierige Giganten des Ozeans, die die Lage checken. Wunderbar! Man sah all die Dinge, die man über Weiße Haie schon weiß: dieser abrubte Übergang zwischen Grau und Weiß an der unteren Seite des Hais, der weiße Bauch, das hämische Grinsen im Gesicht, die scharfen Zähne. Aber auch, dass sie ziemlich hungrig sein können :D Im Wasser war der Unterschied zwischen einem kleinen und einem großen Hai noch deutlicher zu erkennen. Die kleinen wirkten schon fast niedlich. Laut Crew sahen wir an diesem Tag 6 verschiedene Weiße Haie, wobei wir das Gefühl hatten das es doch so 2-3 mehr waren...

Die Kälte des Wassers machte sich mit zunehmender Dauer des 45-minütigen Tauchgangs immer mehr bermerkbar. Vor allem, weil sie langsam Wasser in die Lücke zwischen Haut und Anzug drängte. Die Hände waren auch schon komplett eingefroren, da man sich eigentlich ständig an Metallstäben festhalten musste. Auf der einen Seite wollte man noch viel mehr Zeit unter Wasser verbringen, da es sowas wie ein satt-sehen nicht gab. Aber andererseits waren wir doch froh, als es dann wieder an Bord ging und man quasi sofort unter die heiße Dusche springen konnte. Oben wurden wir mit den Worten "You guys had some SERIOUS action!!!" begrüßt, was uns nochmal vor Augen führte, dass wir den besten der 6 Tauchgänge erwischt hatten. Das nenn' ich mal Glück!

Anschließend wurde, nachdem auch Gruppe 6 fast fertig war, fast feierlich der letzte Köder in das Wasser geworfen und solange immer wieder vor den Haien weggezogen, bis diese dann doch schneller waren als der Mensch. Und das waren sie früher oder später immer.

Zwischenzeitlich mischte sich übrigens auch ein Bronzehai unter die Großen Weißen - tapferes Kerlchen! Allerdings schien er mit dieser Aktion eine Art Mut-Wettkampf gestartet zu haben. Denn...

Gruppe 5 hatte nicht so ein Glück wie wir, denn sie hatten nur sehr wenige Haie vor dem Käfig. Der Grund dafür lag auf der Hand: Die Neptune-Islands, neben denen wir uns befanden, sind das zu Hause mehrerer Robben-Kolonien. Da sich eine dazu entschieden hatte, nicht allzuweit vom Boot entfernt unbesorgt rumzuschwimmen, machten die Haie sicherlich lieber Jagd auf ihre Lieblingsspeise. Kein Grund zur Sorge: wir sind uns ziemlich sicher, dass es die Robbe an Land zurück geschafft hat. Zumindest trat kein roter Blutfleck an der Wasseroberfläche zum Vorschein... ;)

Auf der Rückfahrt musste man das eben Erlebte erstmal setzen lassen. Zudem gab es bereits eine Vorführung der Videoaufnahmen und geschossenen Fotos. Im Dunkeln kamen wir dann wieder im Hafen an, nach ca. 3h Rückfahrt auf nun ruhigerer See. Ein großartiger Tag ging zu Ende mit eindrucksvollen Tieren, die man wohl nicht so schnell wieder vergessen wird. Australien wird NIE langweilig!

Mittlerweile sind wir schon in Melbourne, ein zweites Mal. Seit 6 Tagen um genau zu sein. Die Stadt ist echt geil, die Menschen zwar etwas in Hektik, aber davon lassen wir uns gar nicht beeinflussen. Von Tag zu Tag verlieben wir uns mehr in diese Stadt. Wir genießen die Zeit hier sehr. Vorgestern beispielsweise waren wir mit Marie (wohnt in St.Kilda) im Stadtteil St.Kilda am Strand, um kleine Piguine zu beobachten, die dort hausen. Sehr niedlich! Heute haben wir einen Stadtrundgang gemacht und abends waren wir auf dem Skydeck des Eureka Towers, 88 Stockwerke über dem Boden. Der Blick von dort oben war einzigartig. Morgen Abend fahren wir weiter Richtung Sydney, leider muss man fast sagen. Eigentlich wollen wir hier noch gar nicht weg! Im Städte-Ranking schiebt sich Melbourne bei mir glaube ich sogar vor Sydney.

Das soll reichen für heute. Allen ein fröhliches Ausnüchtern vom Männertag!
bis bald!
A&A

Mittwoch, 1. Mai 2013

Der Kreis schließt sich

Es ist mal wieder Zeit, die interessierte Leserschaft auf den neuesten Stand zu bringen.

Broome war ganz schön, aber nicht so krass dass wir uns dort länger als 2 Tage aufhalten mussten. Der dortige Cable Beach war nicht schlecht. Er ist vor allem berühmt für seine außergewöhnlich-schönen Sonnenuntergänge, was wir definitiv bestätigen können! Im Meer sich abkühlen war aber nicht drin, da die Temperatur des Wassers mehr als 30 Grad betrug...krank.

Danach ging aber die große Fahrerei von vorne los. Das nächste Ziel war die Kimberly-Region, die eine der schönsten Australiens sein soll. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt noch relativ viel gesperrt aufgrund der Wet Season. Und wenn etwas nicht gesperrt war, war es nur für Allrad-Autos geeignet. Echt schade, aber auch kein Beinbruch. Zumindest eine der Attraktionen, nämlich den Purnululu National Park samt Bungle Bungle Range konnten wir eeeeetwas ersetzen, da auf dem Weg durch zu viele Outback-Kaffs auch die Stadt Kununurra kam, wo es eine Art Felsenformation gab, die dem Original ähnelt (natürlich nichtmal ansatzweise so geil, aber war auch echt iO). Hieß Hidden Valley. Ansonsten gibt es von der Fahrt nicht viel zu berichten. Wir waren in Derby, Fitzroy Crossing, Halls Creek, Kununurra und und und. Aber zwischendrin, da fällts mir wieder ein, war der Lake Argyle. Ein riesiger man-made See, in denen viele Süßwasser Krokodile leben. Von der Landschaft her war der See wirklich atemberaubend, aber leider eher was für Leute mit Boot! Daher verbrachten wir auch nur einen Abend dort. Immerhin haben wir dann sogar noch ein Krokodil gesehen im See! Und auf dem Rückweg, den wir nach Sonnenuntergang in Angriff nahmen und es deshalb stockfinster war, gab es auch einiges sehenswertes: Rock-Wallabys & tatsächlich 2 auf der Straße sitzende Eulen, wobei die eine nicht größer war als eine 500ml Flasche. Echt geil. Am nächsten Morgen wurden wir dann von einem wilden Pferd geweckt, welches direkt neben unserem Auto fraß.

Weiter gings dann immer weiter Richtung Osten, bevor wir in Katherine nach links abbogen, um Richtung Darwin, der nördlichen Großstadt Australiens, zu fahren. Doch je weiter wir vordrangen, desto grausamer wurden die Nächte. Wir hatten grundsätzlich 2 Probleme. Erstens war es schweineheiß. Und das zweite, weitaus größere Problem waren die Mücken. Zunächst waren es nur kleine, die zwar unheimlich nervten, aber bei denen man irgendwann bei offenen Türen einschlafen konnte. Aber später, je nördlicher wir fuhren und je näher wir den Tropen kamen, bereiteten uns die tropischen Moskitos ernsthafte Probleme. Ich hab noch nie in meinem Leben zu abartige Viechher erlebt. Vor allem nicht so viele! An 2 Abenden war es besonders schlimm. Bevor wir in den Litchfield National Park fuhren, mussten wir eine Nacht kurz vor jenem auf einer Rest Area schlafen. Und mit schlafen meine ich nicht schlafen. Macht man das Auto auf, hat man binnen weniger Sekunden mehr als 30 riesige Moskitos (ja ernsthaft!) im Auto, die dich gnadenlos zerstechen. Lässt man die Türen zu, heizt sich das Auto innerhalb von 2 Minuten zur Sauna auf. Nach stundenlangen Kampf gelang es uns dann irgendwann einzuschlafen, für ca. 2h.

Am folgenden Tag stand dann der Litchfield National Park auf dem Programm. Dieser war echt sehr schön und hatte nach unserer Meinung sogar den schönsten Wasserfall, den wir bisher in Australien gesehen haben. Und wir haben hier verdammt viele gesehen! Im Park gibt es viele Süßwasser sowie Salzwasserkrokodile, dass heißt man sollte aufpassen, wo man schwimmen geht. Dennoch gab es 2 Stellen, die bereits auf Krokos kontrolliert wurden, war aufgrund der enormen Hitze echt erfrischend. Ein was zum Park gibts noch zu sagen. Als wir uns einen weiteren Walking Track rausgesucht hatten, obwohl wir gar keine Lust mehr hatten irgendwas zu machen (-> Schlafmangel und Hitze), kam es dann noch zu einer ungewollten Konfrontation. Ungewollt, aber von Adri provoziert. Gerade als sie mir sagte, wie schön aber verwunderlich es doch sei, dass wir im ganzen Westen und Norden bisher keine große Spinne gesehen haben, geschah es. Aus der Brücke heraus kräuchte sich so ein ekelhaftes riesiges beharrtes Spinnenvieh heraus. Nach ängstlichen Pieksen mit dem Stock stellten wir Gott sei Dank fest, dass sie bereits tot war. 100 Meter weiter, als es dann richtig in den Wald reinging, drehten wir dann doch um und ließen es bleiben. Grund war ein handgroße (nicht Handteller, HAND!!!) Spinne, die den Weg versperrte, weil sie sich dachte, sie muss genau über den Weg ein riesiges Netz spinnen.Wir hätten zwar außenrum laufen können, aber die Angst bestand, dass uns am Ende des Walks wohl Spinnen auffressen, die so groß sind wie bei Harry Potter.

Nach diesen schwer zu verarbeitenden Angriffen der Todesspinnen fuhren wir auf unseren Schlafplatz ca. 90km vor Darwin. FEHLER! Das war einer der grausamsten Nächte, die wir je erlebt haben. Neben den nächtlichen 32 Grad Außentemperatur gab es einfach unzählige riesen Moskitos, die einen das schlafen unmöglich machten, absolut unmöglich. Der ganze riesen große Platz, auf dem übrigens nur wir waren, war voller Moskitos, die nicht nur zahlenmäßig überlegen, sondern taktisch auch ausgesprochen gut aufgestellt waren. Da man, sobald man mehr als 10 Sekunden still saß/lag, bereits 3 neue Stiche hatte, musste man eigentlich ständig in Bewegung sein. So geschah es, dass wir 4 Stunden ununterbrochen über den Platz liefen. Doch wie gesagt, die Mücken-Taktik. Sie ließen mindestens 100 in Autonähe zurück und schickten uns ca. 30 ständige Begleiter hinterher. Es war ein grausam geführter Krieg. Wir scheuten nicht dafür, Chemiewaffen zu benutzen und räucherten das Auto komplett mit Anti-Mücken-Gas aus, wodurch inne nur noch Qualm war. Es half nichts. Nach einer Weile stellten wir fest, dass der Sauerstoff-Gehalt im Auto für eine Person reichte bei geschlossenen Türen, um zumindest kurzzeitig zu dösen. Also zog sich Adri in Auto zurück und ich bließ an der Front. Bis 2 Uhr in der Nacht jenseits der 6h Marke lief und lief ich über den Platz, einzig bewaffnet mit einem Handtuch, welches ich in Manier eines Samurai, der mit dem Schwert hantiert, um mich herumschwang. Ich bin mir sicher, dass ich in dieser Nacht olympischen Rekord im Gehen aufgestellt habe und zumindest Medaillenkandidat für Rhythmische Sportgymnastik gewesen wäre, die Kür mit dem Handtuch. Und jetzt mal im Ernst: seit spätestens diesem Abend haben wir den Norden gehasst und wollten so schnell wie es geht ins Outback.

Noch in der Nacht, gegen 2 oder 3 Uhr, fuhren wir dann nach Darwin, da wir völlig fertig waren und am Rande des Nervenzusammenbruchs standen. Außerdem war uns inneres Autodach zum Mückenfriedhof mutiert. Dort schliefen wir dann noch ein wenig, wenn auch nur ne Stunde, mitten in der Stadt.

Nach 2 Tagen in Darwin (schöne Stadt) ging es dann endliiiiiich Richtung Red Centre, dort wo die Nächte kalt und die Mücken wenig sind. 400 Kilometer vor Alice Springs kam dann das erste Highlight des Outback-Trips: Devils Marbles. Das sind Felsenkugeln, die einfach mitten in der Wüste liegen. War nicht schlecht!

400 Kilometer weiter kam dann Alice Springs, über das man schon so einige Schauermärchen gehört hatte, á la nachts sollte man nicht auf die Straße usw.
So schlimm fanden wir es dort nicht, eher im Gegenteil. Es gab Burger King und Woolworth, was will man mehr! Wir nutzten den Tag dort aus, um uns die anliegende MacDonnell Range anzuschauen, zumindest einen kleinen Teil dieser. Sehr beeindruckend.

Danach gings es weiter, immer tiefer ins Outback hinein, immer weiter ins Red Centre, das rote Zentrum Australiens samt dem großen Wahrzeichen: der Uluru, Ayers Rock, dem großen roten Stein genau in der Mitte Australiens.

Am ersten Tag zogen wir uns aber erstmal die Olgas (Kata Tjuta) rein, das weitaus weniger bekannte Wüstenspektakel 50km entfernt vom Uluru. Ich muss sagen, dass ich davon fast mehr beeindruckt war als vom Uluru. Wir machten dort insgesamt einen 11km Walk, der sehr sehr gut war. Am Nachmittag dann gings aber doch zum Uluru, der einen dann ziemlich umhaute. Es ist immer krass Dinge zu sehen, die man sonst nur auf Bildern sieht oder im TV. Vor allem beim Uluru, weil jener eben das ist, an was alle denken, wenn sie Australien hören. Der Sonnenuntergang war supergut, der Uluru begann bei perfektem Winkel schön zu leuchten. Am folgenden Tag liefen wir 11km um den Uluru herum, um uns alle genauestens anzuschauen. Sehr gut. Am Morgen hatten wir uns bereits den Sonnenaufgang angeschaut, der bei weitem nicht so geil war wie der Sunset. Nach 2 Tagen bei den Olgas und dem Uluru machten wir uns dann auf, den Stuart Highway, der sich von Darwin nach Port Augusta erstreckt und Australien vertikal in 2 Hälften zerteilt, endgültig zu bezwingen. Die Fahrt war teilweise grandios, genau durch die roten Erden Australiens, die das Outback so einzigartig machen.

Nach einem weiteren Tag Fahrt kamen wir in Coober Pedy an, der Opal-Welthauptstadt. Es gibt dort unzählige Minen, gefüllt mit dem begehrten Edelstein, der hauptsächlich als Schmuck verkauft wird und sehr teuer ist. Wir besichtigten eine dieser Minen und versuchten uns anschließend im Noodling, also dem Suchen nach Opalen mit den eigenen Händen! Mit großem Erfolg mussten wir dann das Noodlen nach vielen Minuten beenden, fast schon widerwillig. Wir waren im Noodle-Rausch. Es hat so einen Spaß gemacht und am Ende haben wir tatsächliche einige kleine Opale gefunden. Alles in allem waren das schöne Stunden in Coober Pedy, der Stadt unter der Oberfläche (die Leute wohnen teilweise tatsächlich unter Tage).

Nach einem weiteren Tag kamen wir dann an der Stelle raus, wo wir vor 7 Wochen noch geradeaus gefahren sind Richtung Westen. Nach vielen tausend Kilometern sind wir also wieder dort angekommen, wo die Reise so richtig begann, am Beginn/Ende des Stuart Highways, wo er den Eyre Highway kreuzt, der nach Perth führt. Was für ein Gefühl!

Wir sind quasi direkt durchgefahren nach Port Lincoln, eine Hafenstand 650km südwestlich von Adelaide. Und das hat einen Grund! Nach 3 Tagen warten ist es morgen dann nämlich so weit: wir werden mit großen Weißen Haien tauchen! Einzig und allein die hoffentlich stabilen Gitterstäbe des Käfigs trennen uns von einem der gefürchtetsten Tiere des Planeten. Wir sind schon aufgeregt und freuen uns sehr darauf!

Danach stehen eigentlich nur noch Melbourne und Sydney auf dem Programm. Mit dem Uluru haben wir quasi alle Sehenswürdigkeiten abgehakt und so ziemlich alles gesehen, was man in einem Jahr Australien als Backpacker sehen kann!

Einen Bericht über die Haie gibts dann in Melbourne,
bis dann
A&A